Ich hab' Langeweile. Also geh ich dahin, wo die großen Tische mit dem grünen Tuch drauf sind. Ich will das Klickern hörn, ich will mit dem Queue balanciern, und auf dicke Hose machen, wenn die andern verliern. Und ich kenn so einen Laden, wo die Atmosphäre stimmt, Wo die Tische nicht durchlöchert und die Queues gerade sind. Aber eins fehlt mir noch zur Zufriedenheit, denn Billard spielt man für gewöhnlich zu zweit. Also seh ich mich um. Im Lokal sitzt eine Lady, und ich staune nicht schlecht, als ich merke, ey, die ist ja allein, ich haue sie an, ob sie mit mir spielen will und ob sie überhaupt spielen kann. Sie sagt: Ja und ja. Ich hole was zu trinken, Sie baut auf, ich stoß an, und die Kugeln hinken. Sie ist dran. Legt an, zielt, spielt voll die Schwalben, versenkt fünf Volle in ner Reihe - Und ich hab die Halben. (Manchmal ist die Hälfte viel zu wenig, manchmal ist die Hälfte viel zu viel.) Die mir lieber sind, weiß ein jedes Kind, ich hab die Halben. (Manche stolpern durch ihr halbes Leben ohne irgendein bestimmtes Ziel) Aber boah, ey boah, nee, boah, Meine Fresse, kann die spielen! War wohl nix mit dicker Hose, aber heute will ich feiern, denn mein Portemonnaie sitzt lose. Kauf ne Rose, schenk sie ihr, wir gehen an die Bar; Sie trinkt n Caipi, und ich bin mit dem Auto da. Ach, was solls! Ein Bierchen wird schon gehn, aber ein kleines. Doch als ich dann bestelle, ja, da scheint es, dass der Barmann, von der Schönheit meiner Lady abgelenkt, mir völlig weggetreten ein Halbliterglas einschenkt. Ich hab nen Halben. Sag mal, sitzt du auf den Ohr'n oder was? Ich wollt kein‘ Halben. ’n Kleines, Mann! ’n Kleines! Und keinen Halben. Ach, der geht aufs Haus?! Dann is das okay mit dem Halben. Ischa letztlich auch egal! Sie hängt am Caipi, ich häng an meinem Bier, und aus dem einen werden nach und nach doch zwei, drei, vier. Denn ich sitze, und ich flirte mit der Lady, denn ich mag sie – Und zu mir nach Hause nehmen wir dann doch ’n Taxi. Der Abend scheint sich jedenfalls zum Guten hin zu wenden, denn sie schmilzt bei meinen Worten und in meinen Händen – Ich will sie wieder seh’n, ich ruf’ sie an am übernächsten Tag, Und ich wähle ihre Nummer, nur die Nummer, die ich hab ist nur die Halbe. (There is no connection for the number you have dialled.) Na, ganz großes Kino. Nur die Halbe. Ich bräuchte ihre Nummer, doch ich habe leider nur die Halbe. (Die von Ihnen gewählte Rufnummer ist nicht vergeben.) Ja, das hab ich jetzt verstanden! Nur die Halbe. Weißt du was, Mann, weißt du was Mann? Ey, weißt Du was? Gib mir noch’n Halben! Dankeschön. Na ja, na ja… vielleicht ruft sie mich ja an, denn sie hat ja meine Nummer. Doch das Telefon bleibt stumm und wird immer stummer, und ich höre nichts von ihr und ich seh sie auch nicht mehr – ein schöner Abend war's nichtsdestoweniger. Erst ein Jahr später krieg ich 'ne SMS, ob sich ein Treffen im Café arrangieren lässt. Und sie kommt ins Café mit nem Bündel auf dem Arm, und das Bündel das ist laut, aber keinen Meter lang – nur nen Halben. ist das Glas nun halbvoll oder ist es halbleer, hast Du den vollen Durchblick oder hast Du eher den Halben? Geht's Dir gut oder schlecht oder geht's Dir vielleicht so lala, weil's zum Leben im Leben nicht reicht, nur fürs Halbe. Manchmal ist die Hälfte viel zu wenig!